Klicke hier um den Entwurf in einem neuem Tap zu vergößern.
Erläuterungen und Details zu dem Entwurf findet ihr unten auf der Seite, unter dem Bild und innerhalb von Punkt 3.
UPDATE ZUM ENTSTEHUNGSPROZESS:
Die Bowl ist nun so weit gereinigt, dass die dicksten Lackschichten entfernt sind (um frühere, "glattere" Lacke abzutragen und den neuen
Auftrag so dünn wie möglich zu halten). Derzeit kann man ein paar Generationen von früheren Werken,
als Geisterbilder ineinander durchscheinen sehen. In den kommenden Tagen werde ich das Bild Stück für Stück vor skizzieren.
Dann folgt nach und nach die Kolorierung. Natürlich will ich den Fahrbetrieb weiterhin nicht stören und arbeite früh morgens und nachts.
Danke nochmal für die vielen Zusprüche, Tipps, Inspirationen, Hinweise, Unterstützungsangebote!
Soweit, beste Grüße!
David
Liebe FahrerInnen des Frucht-Bowls,
da ich selber sehr gerne Bowl fahre, war ich mir von Anfang an im Klaren darüber, dass das Projekt „Bemalung der Frucht-Bowl“ nicht nur eine Frage des künstlerisch, ästhetischen Gefallens oder nicht-Gefallens ist, sondern ebenso eine Frage der Beschaffenheit des Bodens und damit der Fahreigenschaften. Und so wurden mir, neben den überwiegend positiven und neutralen Rückmeldungen, auch einige Bedenken und Sorgen zugetragen, auf die ich im Folgenden eingehen werde.
Vorweg ein paar Worte zum Ist-Zustand der Bowl:
Ihr kennt sie ja!
Die Frucht-Bowl müsste nun bereits um die 10 Jahre auf dem Buckel haben und ihre Oberfläche hat sich seitdem durch Witterung und Nutzung verändert. Sie ist sehr rau (einigen zu rau und dadurch zu langsam) und weist ebenfalls an mehreren Stellen Risse im Beton auf, übrigens an unbemalten Stellen. Auch werden seit Erbauung immer wieder Graffiti aufgetragen. Innerhalb von 10 Jahren hat die Anlage also mutmaßlich sehr viel Farbe getrunken. Kurz, sie befindet sich lange nicht mehr in ihrem Urzustand. Auch wenn die Anlage grundlegend gereinigt werden würde, wäre dieser Zustand wohl nicht von großer Dauer (wegen neuen Graffiti).
Bemalte Bowls sind keine Seltenheit – folgend habe ich Euch eine Liste von schicken Beton-Bowls zusammengestellt, aus Regionen wie z. B. Kanada, den USA, Belgien und Brasilien. Darunter finden sich bekannte Parks, die u. a. von Santa Cruz, Vans und Redbull gestaltet wurden und bespielt werden. Auf Fotos der Arbeitsprozesse kann man sehen, dass hier i. d. R. simple Sprühfarben genutzt wurden (Bilder hier nicht aufgeführt). Diese Parks werden sowohl von Profis als auch „einfachen“ NutzerInnen befahren.
Folgende Sorgen bestehen bei einigen von euch:
1. Die Bausubstanz wird durch die Farbe porös und lässt den Beton auseinander brechen.
Ich bin weder Ingenieur noch Beton-Experte und muss mich somit auf die Meinungen von Fachfirmen, Recherchen und Erfahrungen verlassen. Anfang des Jahres schrieb ich dazu Minus-Ramps an, erhielt aber leider keine Antwort. Deshalb wandte ich mich an andere Institutionen,
z. B. Molotow (Farbhersteller). Diese sprachen mir Empfehlungen zu Farben und Vorgehensweisen aus, die rein technisch dem Beton und der Konstruktion nicht schaden sollten. Für viele FahrerInnen zählen Chrom-Bilder und sehr glatte, minderwertige Lacke zu den Problemerzeugern – diese Farben werden selbstverständlich keine Verwendung finden.
Hier die Empfehlungen des Farbherstellers:
1. Entfernung der dicken und glatten Lacke, wie Chrom etc., welche sich derzeit partiell in der Schüssel befinden.
2. -> UPDATE: Der Haftgrund wird nicht verwendet. Nach der Reinigung der Bowl und ein paar Tests hat sich ergeben, dass der Haftgrund im Bowl nun nicht mehr zwingend nötig ist.
Dünnes aufbringen eines hochwertigen Haftgrundes für Beton. Dieser Haftgrund ist diffusionsfähig und so konzipiert dass der Beton atmen kann.
3. Ein Teil des genutzten Farb-Typs wird die Molotow-Premium sein. Diese ist ebenfalls diffusionsfähig, unter anderem für das Aufbringen auf Beton konzipiert, enthält hochwertige Pigmente, ist Matt und staubt nicht.
4. Dies ist der zweite Farb-Typ, der in dem Projekt Verwendung findet. Er ist noch hochwertiger als die Premium-Farben und wird mit Rollern und Dripsticks aufgetragen werden.
5. Ein kleiner Unfug: Diese Effektfarbe, wird mit nur ca. 1 cm dicke unter dem Cooping und dem Curb aufgetragen (natürlich vorher nochmal auf Tauglichkeit getestet). Die Farbe wird zwar nicht von dauer sein, aber für eine gewisse Zeit den Rand in Dämmerung und Dunkelheit leicht erleuchten.
Ein lokales Beispiel für eine bunte Bowl liegt natürlich direkt um die Ecke, an der Flora. Auch diese Bowl steht immer noch, trotz unkontrollierter und unzähliger Bemalungen und Lackschichten. Außerdem erfreut sich diese Schüssel großer Beliebtheit. Die Quarter in der Kellinghusenstraße ist ebenfalls großflächig bemalt.
Von erfahrenen NutzerInnen kam der Vorschlag Swimmingpool-Farbe zu verwenden, welche eine gute Griffigkeit hat und in wärmeren Ländern gerne in Skate-Bowls für den Oberflächenanstrich genutzt wird. Sie dienen unter anderem dazu Swimmingpools abzudichten, wodurch diese leider nicht diffusionsfähig und damit in unseren Breitengraden nicht besonders geeignet sind.
Das Bauamt genehmigte den Antrag zur Gestaltung. Die MitarbeiterInnen dieser Institution gehen also nicht davon aus, dass eine Bemalung die Bowl beschädigen wird.
2. Die Oberfläche der Bowl wird so stark verändert, dass diese dadurch glatt und unbefahrbar wird
Persönlich kann ich mich keinen großartigen Bowl-Fahrer nennen. Ich bin sehr weit von den Geschwindigkeiten und Höhen entfernt, in denen andere die Hamburger Anlagen befahren.
Zwischen den „normalen Graffiti“ und dem unbemalten Grund, merke ich in der Regel keinen nennenswerten Unterschied bei der Griffigkeit meiner (recht harten) Rollen.
Auch andere, viel anspruchsvollere FahrerInnen mit denen ich sprach, teilten diese Meinung in Gesprächen. Die Oberfläche der Bowl ist sehr rau und offenporig. Somit kann die Farbe dort gut eindringen und sie ist bei entsprechenden Farben und richtiger Handhabung nicht glatt.
Was für eine Oberfläche eine Farbe ausbildet, liegt natürlich vor allem am Farbtyp und seiner Formel. Wer in der Stadt malen geht, kümmert sich in der Regel nicht um die Qualität der Farben, sondern eher um ein gutes Preis-Leistungsverhältnis. Minderwertige Farben, die gerne zum „Bomben“ eingekauft werden, bilden häufig diese miese, glatte Lackschicht aus.
Ebenso sind Chrom-Farben aufgrund ihrer Zusammensetzung ungeeignet – sie neigen dazu glatt zu sein und mit der Zeit abzuplatzen.
Entwurf / Fruchtbowl.
Dunkelgrau: Kiesfläche, hellgrau: Obere Fläche, schwarzer Rand: Cooping, weißer Rand: im Bowl unter dem Cooping. Bitte beachtet, dass dies ein 2D Entwurf ist, der auf die dreidimensionale Form und Transitions des Bowls übertragen werden muss. Die abstrakten Hunde im Deepend z.B, gehen demnach in die Senkrechte über. Die Schlangen verlaufen ebenfalls in der Vertikalen. Stellt euch den Entwurf außerdem in entsprechender Größe vor.
3. Werde ich die Orientierung in meinem Lieblingsbowl für immer verlieren?
Diese Sorge kenne ich aus der Theorie. Aus der Praxis höre ich jedoch oft, das viele FahrerInnen Sticker, Tags etc. eher als Markierung für ihre Tricks nutzen und einen bemalten Untergrund beim Fahren nicht wirklich wahrnehmen.
Bei der Entwicklung meines Konzepts habe ich versucht die visuelle Gestaltung mit den Fahreigenschaften im Bowl zu verknüpfen und das Bild so zu gestalten, dass es einer Dynamik entsprechend des Fahr-Flows folgt. In beide Richtungen, Frontside und Backside, Goofy und Regular. Außerdem habe ich Patterns (ein paar Raster) eingebaut, welche theoretisch durch eine leichte Haptik weiteren Gripp erzeugen sollten und zusätzlich hier und da offene Beton-Stellen eingepflegt. Es gibt kein Oben oder Unten, weshalb das Bild von jeder Seite des Bowls betrachtet werden kann. Zudem habe ich die Ideen aus Gesprächen mit FahrerInnen mit einfließen lassen, so z. B.:
Einen Kontrastrand zum Cooping und dem Curb (einem Fliesenrand gleich), der das Bild klar vom Rand trennt und auch bei schwindendem Licht gut sichtbar sein wird.
Cooping und Curb bleiben unangetastet.
Keine großen, schwarzen Flächen, in denen man den Bezug zur Transition verliert.
Der zuvor beschriebene Unfug:
Ich würde Phosphoreszierende Farbe (keine Sorge, unmerklich dünn, ca. einen Zentimeter und auf Tauglichkeit getestet) unter das Cooping setzten. Die Farbe vergeht mit der Zeit, bringt aber erst mal in der Dämmerung einen kleinen Leuchteffekt.
4. Was soll der ganze Quatsch eigentlich?
In meinen Gesprächen fanden viele die Idee einen schick und einheitlich gestalteten Bowl zu befahren, sehr cool. Ich hoffe mit meinem Entwurf kann ich dem gerecht werden, wenngleich ich mir im Klaren bin, dass Geschmäcker unterschiedlich sind.
Genug mit den vielen Worten. Falls du es bis zum Ende gepackt haben solltest, vielen Dank!
Mail und Nummer für Kritik und Anregungen findest du hier:
mail@david-czinczoll.com
0176 / 569 42 772
Bestes und bis bald,
David